Das war die DDR

Wirtschaftliche Folgen

Die Nettogeldeinnahmen der Bevölkerung stiegen von 1970 bis 1987 um 97 %, das durchschnittliche monatliche Arbeitseinkommen im gleichen Zeitraum von 755 Mark auf 1.233 Mark. Der Anteil der Konsumtion am Nationaleinkommen stieg von 1970 bis 1987 von 71,0 % auf 78,5 %. Dementsprechend ging der Anteil der Nettoinvestitionen am im Inland verwendeten Nationaleinkommen im gleichen Zeitraum von 24,6 % auf 18,8 % zurück. Dies führte zur Verschlechterung des Zustandes der Infrastruktur und zum Zurückbleiben gegenüber dem internationalen Niveau (Investitionsstau).

Durch die Erhöhung des Lebensstandards erhoffte man sich eine nach und nach erhöhte Leistungsbereitschaft der Beschäftigten. Diese Hoffnungen wurden jedoch nur teilweise erfüllt. Die steigenden Sozialleistungen, der Wohnungsbau, die gleichbleibend niedrigen Verbraucherpreise und das bessere Angebot an Konsumgütern wurde neben der Absenkung der Investitionen über Kredite finanziert, die die DDR auch in der Bundesrepublik aufnahm. Zwischen 1970 und 1989 stieg die Verschuldung der DDR im westlichen Ausland um das zwanzigfache an.

Mit der Ölkrise verschärften sich die wirtschaftlichen Probleme der DDR, da die steigenden Rohölpreise auf dem Weltmarkt Mitte der 70er Jahre auch die DDR erreichten und sich negativ auf die Außenhandelsbilanz niederschlugen.

Das Kalkül, mit erhöhten Sozialleistungen und einem verbesserten Konsumangebot politische Bindung, gesteigerte Arbeitsmoral und letztlich eine höhere Produktivität zu erreichen, scheiterte. Die wachsende Kluft zwischen der ständig propagierten Überlegenheit des sozialistischen Wirtschaftssystems und den konkreten Erfahrungen im Betriebsalltag erzeugten eine Resignation und einen Zynismus, die nicht nur für die Arbeitsmotivation, sondern auch für die Loyalität der Bevölkerung gegenüber der DDR abträglich waren. Besonders deutlich wurden die Auswirkungen der gescheiterten Politik im Automobilsektor der DDR, wo sich infolge von Warenmangel durch Investitionsstau bei gleichzeitig wachsender Kaufkraft, Wartezeiten von mehr als 15 Jahren auf Neuwagen aufbauten.

In der Politbürovorlage "Analyse der ökonomischen Lage der DDR mit Schlußfolgerungen" (Schürer-Bericht) für die Politbürositzung vom 30. Oktober 1989, die vom Generalsekretär des ZK der SED, Egon Krenz an den Vorsitzenden der staatlichen Plankommission beim Ministerrat der DDR, Gerhard Schürer, in Auftrag gegeben worden war, wurde aus der hohen Staatsverschuldung gegenüber den westlichen Ländern (Nichtsozialistisches Wirtschaftsgebiet) die unmittelbar bevorstehende Zahlungsunfähigkeit der DDR gefolgert. Die Aussagen zur Devisenverschuldung (Auslandsverschuldung) und zur Zahlungsfähigkeit der DDR wurden in späteren Veröffentlichungen relativiert. Entsprechend den damaligen SED-Beschlüssen sind diverse Guthaben, vor allem die des weitverzweigten Bereiches Kommerzielle Koordinierung (KoKo) als "Devisenausländer", nicht mit in die Bilanz der Politbürovorlage eingeflossen, wie Schürer in späteren Veröffentlichungen ausführte.

Quelle Wikipedia

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