Das war die DDR

Sozialismus unter Erich Honecker

Mit seinem Amtsantritt als Generalsekretär der SED leitete Erich Honecker 1971 eine Neuorientierung der Wirtschaftspolitik ein. Unter Walter Ulbricht hatten der Aufbau und die Weiterentwicklung der ökonomischen Basis auch unter Berücksichtigung systemtheoretischer und technologischer Innovationen und wirtschaftlicher Erfordernisse im Vordergrund der Wirtschaftspolitik gestanden. Die neue Strategie der Einheit von Wirtschafts- und Sozialpolitik sollte auf einem stabilen Wirtschaftswachstum beruhen mit dem primären Ziel, damit steigende Löhne und Prämien sowie einen kontinuierlich wachsenden Lebensstandard zu garantierten. Der Primat der Politik gegenüber der Ökonomie und deren Erfordernisse wurde zum ideologischen Grundsatz erhoben und die Verstaatlichung und Zentralisierung der Wirtschaft vorangetrieben.

Neuere ökonomische und systemtheoretische Erkenntnisse in den Bereichen Heuristik, ökonomische Kybernetik, Operationsforschung und Organisationsentwicklung wurden aus ideologischen Gründen abgelehnt und verworfen, auch wenn damit erhebliche Nachteile in der wirtschaftlichen Entwicklung verbunden waren. Das Hauptaugenmerk der DDR-Wirtschaftspolitik galt nicht mehr der Konkurrenzfähigkeit mit der Wirtschaft Westdeutschlands oder dem Aufbau bestimmter Industriezweige, wie beim Chemieprogramm. Als Hauptaufgabe der Einheit von Wirtschafts- und Sozialpolitik wurde nunmehr die "Erhöhung des materiellen und kulturellen Lebensniveaus" definiert, die sich in einer Steigerung des Lebensstandards ausdrücken sollte.

Ganz besonders wurde dazu in den 1970er Jahren das Wohnungsbauprogramm forciert, denn in der DDR herrschte auch Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs noch ein eklatanter Wohnungsmangel. Ab 1973 wuchs die Zahl der neu gebauten oder renovierten Wohnungen stark an. Bei den Neubauten wurde nahezu vollständig auf die stark arbeitsteilige und rationalisierte Plattenbauweise zurückgegriffen, die den Aufbau einer besonders großen Zahl standardisierter Wohnungen in kürzester Zeit versprach.

Bis 1980 wurden 700.000 bis 800.000 Wohnungen errichtet oder modernisiert und bis 1990 nach offiziellen Angaben insgesamt 3 Millionen Wohnungen in Plattenbauweise hergestellt. Später stellte sich jedoch heraus, dass die DDR-Regierung diese Zahlen stark geschönt hatte und tatsächlich nur 1,92 Millionen Plattenbau-Wohneinheiten errichtet worden waren. Der damit verbundene Verfall und Abriss von Altbauten, deren Sanierung für die DDR zu teuer war, führte zu einer Verödung der Innenstädte. Auch in der damaligen BRD war die kostenintensive Sanierung von Altbauten nach dem Krieg zunächst aufgeschoben worden, setzte später jedoch stärker und umfassender ein als in der DDR, wo bis zur Wende nur selten ganze Altbau-Kieze saniert wurden (beispielsweise im Jahr 1987 das Areal Kollwitzplatz in Berlin-Prenzlauer Berg).

Zum IX. Parteitag der SED im Mai 1976 wurde zudem die 40-Stunden-Woche für alle Mütter mit zwei Kindern unter 16 Jahren eingeführt, der bezahlte Schwangerschaftsurlaub von 18 auf 20 Wochen verlängert, die Gewährung von zinslosen Krediten an junge Ehepaare und eine Erhöhung der Renten beschlossen.

Auf Antrag erhielten Ehepaare, bei denen beide Partner nicht älter als 26 Jahre waren (offizieller Begriff: Jungehe, dies betraf 80 % der in der DDR geschlossenen Ehen) und deren gemeinsames Einkommen bei Eheschließung nicht über 1.400 Mark lag, von der Sparkasse einen zinslosen Kredit von erst 5.000, ab 1986 7.000 DDR-Mark. Die Rückzahlung erfolgte in Monatsraten à 50 Mark.

Bei Geburt eines oder mehrerer Kinder wurde die abzuzahlende Kreditsumme entweder gemindert (beim ersten Kind um 1.000 Mark, beim zweiten Kind um weitere 1.500 Mark) oder galt bei Geburt des dritten Kindes als getilgt, dafür wurde umgangssprachlich der Begriff „abkindern“ benutzt. Gleichzeitig sank die monatliche Tilgung, so dass die Kreditlaufzeit gleich blieb. War zum Zeitpunkt der Geburt eines Kindes nach der Minderung der Kredit bereits überzahlt, wurde der überzahlte Betrag wieder ausbezahlt. Bei drei Kindern wurde somit der gesamte Kreditbetrag zu einem Zuschuss umgewandelt.

Quelle Wikipedia

Seite 77 von 389

Hier geht's zum Podcast "Eliten in der DDR" bei MDR.DE