Das war die DDR

Umformierung der Grenztruppen in der DDR ab 1971

Umgruppierung und Strukturänderung

Ausgehend vom Beschluss des Nationalen Verteidigungsrates der DDR vom 23. Oktober 1969 wurden zahlreiche Beschlüsse, Befehle und Anordnungen erlassen, die den Prozess der Umformierung festlegten. Dazu gehörten u. a. der Befehl Nr. 138/70 des Ministers für Nationale Verteidigung vom 27. Oktober 1970 sowie der Befehl Nr. 69/70 des Chefs der Grenztruppen vom 30. November 1970.

Eine völlige Umformierung erfuhren im Frühjahr 1971 die Grenzsicherungskräfte der Stadtkommandantur Berlin (SKB). Aus dem Stab der SKB, ihren Verbänden, Truppenteilen und Einheiten wurde das Grenzkommando Mitte (GKM) gebildet und dem Kommando Grenztruppen unterstellt. Der Stadtkommandant hatte jetzt vorwiegend protokollarische und Repräsentationsaufgaben. Neben dem militärischen Zeremoniell, Empfang, Betreuung von ausländischen Gästen, Trauerparaden, Musikparaden, waren Wach- und Sicherungsdienste zu leisten. Dazu wurden dem Stadtkommandanten unterstellt, das Wachregiment "Friedrich Engels", das Stabsmusikkorps der NVA, das Informationszentrum am Brandenburger Tor und ein Kommandantendienstzug.

Ab Mitte 1971 erfolgte die weitere Umgruppierung und Strukturveränderung in den Grenztruppen. Aus den bisherigen Grenzbrigaden an der Grenze zur Bundesrepublik Deutschland wurden das Grenzkommando Nord und das Grenzkommando Süd formiert. Jedes Grenzkommando war in mehrere Grenzregimenter (GR) und zwei Grenzausbildungsregimenter (GAR) untergliedert. Außer den veränderten Führungsstrukturen wurden vor allem Veränderungen in der Ausbildung der Soldaten und Unteroffiziere vorgenommen. Dazu wurden Grenzausbildungsregimenter (GAR) und eine zentrale Unteroffiziersschule gebildet. Im Ergebnis der Umgruppierung 1971 war folgende strukturelle Gliederung bis zum 1. August 1971 entstanden:

Entlang der Grenze zur Bundesrepublik - zwei Grenzkommandos:

  • Grenzkommando Nord (GKN) in Kalbe (Milde), später in Stendal - acht Grenzregimenter (GR), zwei Grenzausbildungsregimenter (GAR):
    • Grenzregiment GR-6 (Stab in Schönberg),
    • Grenzregiment GR-8 (Stab in Grabow),
    • Grenzregiment GR-20 (Stab in Blankenburg),
    • Grenzregiment GR-23 (Stab in Gardelegen),
    • Grenzregiment GR-24 (Stab in Salzwedel),
    • Grenzregiment GR-25 (Stab in Oschersleben),
    • Grenzausbildungsregiment GAR-5 (Stab in Perleberg),
    • Grenzausbildungsregiment GAR-7 (Stab in Halberstadt)
  • Grenzkommando Süd (GKS), Stab in Erfurt - sechs GR, zwei GAR:
    • Grenzregiment GR-1 (Stab in Mühlhausen),
    • Grenzregiment GR-3 (Stab in Dermbach),
    • Grenzregiment GR-4 (Stab in Heiligenstadt),
    • Grenzregiment GR-9 (Stab in Hildburghausen, ab Februar 1978 in Meiningen),
    • Grenzregiment GR-10 (Stab in Plauen),
    • Grenzregiment GR-15 (Stab in Sonneberg),
    • Grenzausbildungsregiment GAR-11 (Stab in Eisenach),
    • Grenzausbildungsregiment GAR-12 (Stab in Rudolstadt).

Um West-Berlin - ein Grenzkommando:

  • Grenzkommando Mitte (GKM) in Berlin-Karlshorst - mit folgenden sechs GR (ohne Bataillonsstruktur), zwei GAR, weiteren Truppenteile und Bootskompanien:
    • Grenzregiment GR-33 (Stab in Treptow)
    • Grenzregiment GR-34 (Stab in Groß Glienicke)
    • Grenzregiment GR-35 (Stab in Rummelsburg)
    • Grenzregiment GR-38 (Stab in Hennigsdorf)
    • Grenzregiment GR-42 (Stab in Blankenfelde)
    • Grenzregiment GR-44 (Stab in Potsdam-Babelsberg)
    • Grenzausbildungsregiment GAR-39 (Stab in Berlin-Rahnsdorf)
    • Grenzausbildungsregiment GAR-40 (Stab in Oranienburg)
    • Grenzübergangsstellen-Sicherungsregiment GÜST-SiR-26 (Stab in Berlin-Niederschönhausen)
    • Artillerieregiment AR-26 (Stab in Berlin-Johannisthal)
    • Selbstständige Geschosswerferabteilung sGeWA-26 (Stab in Schildow)
    • Nachrichtenbataillon NB-26 (Stab in Kleinmachnow);
    • drei Bootskompanien.

An den Grenzen zu VR Polen und ČSSR versahen nur rund 600 Grenzsoldaten ihren Dienst.

An der Grenze zur Volksrepublik Polen:

  • Grenzabschnittskommando VR Polen (GAK VRP), Stab in Frankfurt (Oder)
  • ab 1986 Grenzbrigade zur VR Polen (GBr VRP)

An der Grenze zur ČSSR:

  • Grenzabschnittskommando ČSSR (GAK ČSSR), Stab in Pirna
  • ab 1986 Grenzbrigade zur ČSSR (GBr ČSSR)

In operativer Unterstellung des Kommandos Volksmarine:

  • Entlang der Seegrenze der DDR und der Ostseeküste handelte die Grenzbrigade Küste (GBrK), Stab in Rostock.

In direkter Unterstellung des Kommandos Grenztruppen waren:

  • Hubschrauberstaffel 16 in Salzwedel, ab 1986 in Nordhausen
  • Offiziershochschule der Grenztruppen der DDR in Suhl-Friedberg (1984-1990), vordem (seit 1971) als Offiziershochschule in Plauen
  • Fähnrich- und Grenzaufklärerschule der Grenztruppen, Stab in Nordhausen (Bezirk Erfurt), ab Dezember 1985 eingegliedert in die OHS der Grenztruppen
  • Unteroffiziersschule der Grenztruppen in Perleberg (seit 1972) mit Diensthundeführer-Ausbildung in Wilhelmshorst.

Umbenennung in Grenztruppen der DDR

Vermutlich sollten perspektivisch die Grenztruppen im Zusammenhang mit der Teilnahme der DDR an den Abrüstungsverhandlungen aus der Personalstärke der DDR-Streitkräfte herausgerechnet werden. Sie wechselten von daher ihre Bezeichnung "Grenztruppen der NVA" in die Benennung Grenztruppen der DDR. Auf Unterstellung, Aufgaben und Handlungsweise hatte die Umbenennung keinen Einfluss. Der Begriff wurde erstmals im Befehl Nr. 101/73 des Ministers für Nationale Verteidigung vom 24./27. September 1973 verwandt.

Ausbau und Abbau der Grenzsperranlagen

Der Ausbau von Grenzsperranlagen wurde fortgesetzt. Es wurde die Sperranlage 501 mit einer richtungsgebundenen Splittermine (SM-70) entwickelt und auf bis zu 450 Kilometer Grenzabschnitt an der Grenze zur Bundesrepublik Deutschland installiert, erstmals im Juni 1971.

Die Errichtung solcher Anlagen unterlag ebenso wie die Anlage von Minenfeldern und die Anwendung der Schusswaffe gegen Flüchtende dauerhaft starker Kritik seitens der Regierung der Bundesrepublik Deutschland.

Im Juli 1983 begann die DDR mit den Vorbereitungen zur Räumung der Minensperren (Splitterminen, Erdminenfelder), zu der sie erst nachträglich das Einverständnis der Führung der Streitkräfte des Warschauer Vertrages einholte. Die Minenräumung wurde bis Juni Juli 1985 abgeschlossen.

Gemeinsame Grenzkommission (1973 - 1978)

Im Zusammenhang mit dem zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der DDR abgeschlossenen Grundlagenvertrag wurde 1973 eine Gemeinsame Grenzkommission eingerichtet, die bestimmte offene Fragen des Grenzverlaufs zwischen beiden deutschen Staaten regeln sollte. Abschnitte mit strittigem Grenzverlauf wurden neu vermessen, die Markierung korrigiert bzw. erneuert. Die Arbeit wurde am 29. November 1978 mit einem von beiden Regierungen unterzeichneten Protokoll beendet, wobei zwei Abschnitte strittig blieben, darunter der Grenzverlauf im Abschnitt der Elbe.

Einzeldienst der Grenzaufklärer

Mit Beginn der 1970er Jahre wurde in den Grenztruppen der DDR die Dienststellung Grenzaufklärer eingeführt. Dabei handelte es sich um in Abstimmung mit dem Ministerium für Staatssicherheit (MfS) ausgewählte Berufsunteroffiziere, die in den Grenzkompanien dem Kompaniechef direkt unterstellt waren. Sie waren mit Solokrädern, Doppelbewaffnung (Maschinenpistole, Pistole), Beobachtungs- und Fototechnik, mit Nachtsichtgeräten und teils mit Diensthunden ausgestattet.

Sie erhielten einen eigenen Handlungsstreifen im Grenzgebiet zugewiesen und konnten im Einzeldienst eingesetzt werden. War ihre Anzahl anfangs je Grenzkompanie auf 4 bis 6 beschränkt, so stieg sie in der Folgezeit bis auf 16 Grenzaufklärer. Neben ihrer militärischen Ausbildung erhielt ein erheblicher Teil von ihnen eine Spezialausbildung durch das MfS in dem Sonderobjekt der Stintenburg.

Quelle Wikipedia

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