Das war die DDR

Uniformen der Nationalen Volksarmee (NVA)

Die ersten Militäreinheiten der Hauptverwaltung Ausbildung (HVA) waren in Polizeiblau gekleidet. Mit der Umstrukturierung zur Kasernierten Volkspolizei (KVP) 1952 wurden khakifarbene Uniformen eingeführt, die in Schnitt und Farbton stark denen der sowjetischen Armee ähnelten. Auf der Suche nach einer eigenen "deutschen" und "sozialistischen" Militärtradition verordnete die Staatsführung jedoch alsbald eine Änderung des Erscheinungsbildes. Demzufolge wurden mit Gründung der NVA 1956 wiederum neue Uniformen eingeführt. Diese ähnelten stark denen der Wehrmacht. Sie bestanden aus steingrauem Tuch und waren von ähnlichem Schnitt, allerdings verzichtete man ab 1974/79 auf hochgeschlossene dunkle Kragen (außer an den Mänteln). Der eigentümlich abgeflachte NVA-Helm entsprach dem von Fry und seinem Mitarbeiter Hänsel vom Institut für Wehrtechnische Werkstoffkunde, Berlin, entwickelten Versuchsmuster "B/II" der deutschen Wehrmacht, das sich seit 1943 in der Erprobung befunden hatte, aber nicht mehr eingeführt wurde. Die DDR-Zeitschrift "NBI" schrieb 1956 über den neu eingeführten Stahlhelm: "Besser geschützt sind die Angehörigen der Nationalen Volksarmee unserer DDR durch den neuen Stahlhelm aus erstklassigem Material mit der überschrägen Form. Er wurde nach dem früheren deutschen Stahlhelm unter Berücksichtigung der neuesten Erfahrungen geschaffen und gewährleistet Beobachtungs- und Bewegungsfreiheit".

Mit dem traditionellen Erscheinungsbild, das, wie Kritiker bemängelten, auch dem der Wehrmacht nahekam, galt es laut Willi Stoph und Walter Ulbricht den deutschen "Nationalcharakter" der NVA zu betonen. Die NVA sollte sich in ihrem Aussehen bewusst von den "US-Söldnern" der Bundeswehr abheben, deren Uniformen sich seit ihrer Gründung 1955 zunächst stark an das Erscheinungsbild der US-Truppen anglichen, was Stoph als "übergehängtes kapitalistisches Kostüm" und "Preisgabe der patriotischen Ehre" bezeichnete.

Dienstgradabzeichen

Die Ausführung der Dienstgradabzeichen war traditionell (nach Weisung Walter Ulbrichts: "... der Dienstgrad ist weiterhin ausschließlich anhand der Schulterstücken zu erkennen…"), jedoch mit einigen Modifikationen. So wurden die Armwinkel des Gefreiten und Stabsgefreiten durch ein bis zwei Quertressen auf den Achselklappen ersetzt. Der Tressenbesatz an Kragen und Achselklappen der Unteroffiziere und Unterfeldwebel blieben hingegen im Vergleich zum Letztgebrauch in der Wehrmacht ebenso unverändert wie die Sterndistinktionen für Feldwebel, Oberfeldwebel und Stabsfeldwebel. Die Schulterstücke der Offiziere stellten eine Kompromisslösung dar. Die Grundform aus Plattschnur oder Flechtwerk sowie die Gestalt der Rangsterne stimmten mit denen der Reichswehr überein. Die Anordnung der Rangsterne folgte jedoch dem Muster der Sowjetarmee – wie in allen anderen Warschauer Paktstaaten auch.

Mit der Einführung der sowjetischen Dienstgradstruktur für die Offiziere wurde auch der Dienstgrad des Unterleutnants wieder eingeführt. In Deutschland war die Bezeichnung Unterleutnant nach 1898 außer Gebrauch gekommen. Im Gegenzug entfiel der Rang des Generals der Waffengattung (General der Infanterie, Artillerie u. ä.), der bisher der nächsthöhere über dem Generalleutnant war. Auf diesen folgte nun unmittelbar der Generaloberst, gefolgt vom Armeegeneral.

Ebenfalls dem sowjetischen Muster folgte die Einführung der Dienstgradgruppe der Fähnriche 1974, 1979 erweitert um die Dienstgrade Oberfähnrich, Stabsfähnrich und Stabsoberfähnrich. Diese rangierten zwischen den Feldwebeln und den Offizieren. Ihre Dienstgradabzeichen bestanden aus einer auf das Grundtuch der Achselklappen aufgelegten Spange aus Silberplattschnur. Zur Unterscheidung dienten ein bis vier senkrecht übereinander angeordnete Rangsterne, die anfangs silbern, seit 1979 aber goldfarben waren. Als besondere Kennzeichnung trugen die Fähnriche auf dem linken Oberarm der Uniform ein Ärmelabzeichen. Anfangs waren auf diesem Sterne für jeweils vollendete fünf Dienstjahre abgebildet. Mit Einführung der Dienstgrade des Oberfähnrich und Stabsfähnrich entfielen diese. Die Fähnriche trugen Uniform und Ausrüstung der Offiziere, denen jedoch die zur Paradeuniform getragene silberne Feldbinde, der Ehrendolch und ab 1977 die Achselschnur vorbehalten blieb.

Die Schulterstücke der Leutnante und Hauptleute bestanden aus einfacher Silberplattschnur. Den Unterleutnant zeichnete ein Rangstern aus, den Leutnant zwei nebeneinander gesetzte Rangsterne, den Oberleutnant drei zum gleichmäßigen Dreieck formierte Rangsterne. Beim Hauptmann saß über der Dreiecksformation ein weiterer Rangstern.

Stabsoffiziere hatten silbern geflochtene Schulterstücke mit einem Rangstern für den Major, zwei Sternen für den Oberstleutnant, drei Sternen für den Oberst.

Bei den goldfarbigen Generalsabzeichen, bestehend aus zwei außenliegenden Goldschnüren und einer innen liegenden Silberschnur, für den Generalmajor, Generalleutnant, Generaloberst und Armeegeneral waren die Rangsterne senkrecht übereinander gesetzt. Die Generalssterne waren im Gegensatz zu den Sternen der unteren Dienstgradgruppen fünfeckig und hatten einen Durchmesser von 15 mm. Die Ernennung eines Marschalls der DDR wäre nur im Verteidigungsfall oder für besondere militärische Leistungen erfolgt. Der Dienstgrad Marschall der DDR wurde nie vergeben. Sein Rangstern wäre ein fünfstrahliger Ordenstern mit Rubineinlage gewesen.

Der Militärmusikdienst trug nach alter preußischer Tradition an beiden Ärmelansätzen die charakteristischen Schwalbennester.

Auf Flieger- und Technikerkombis bei den Luftstreitkräften wurden aus Arbeitsschutzgründen keine Schulterstücke verwendet. Der Dienstgrad wurde mit einem Streifencode auf der linken Brustseite kenntlich gemacht, beginnend beim Dienstgrad Unteroffizier mit einem sieben Millimeter breiten Streifen auf grauem oder blauem Grund. Ab 1984 entsprach der Streifencode der Offiziere den Ärmelstreifen bei der Marine.

Dienstlaufbahnabzeichen

Angehörige der NVA, die im Rahmen ihrer Dienstzeit eine Spezialausbildung absolviert hatten oder aber alternativ einer Spezialeinheit angehörig waren und in dieser nicht deren Waffenfarbe trugen, waren berechtigt ein Dienstlaufbahnabzeichen entsprechend ihrer Spezialausbildung an der Uniform zu tragen. Das Dienstlaufbahnabzeichen wurde dabei am linken Jackenärmel, 12 cm vom Ärmelsaum, angebracht. Die Trageberechtigung erstreckte sich allerdings nur auf die Dauer der Zugehörigkeit zur betreffenden Laufbahn. Ferner konnte jeweils nur ein Abzeichen getragen werden. Dieses musste dabei die derzeitige Hauptfunktion des Trägers widerspiegeln, auch wenn der Beliehene über die Qualifikation mehrerer Ausbildungen verfügte.

Waffenfarben

Die Waffenfarben wurde an der Unterlage der Schulterstücke und bis 1974/79 der Kantillenfüllung der Kragenspiegel sowie bei den Luftstreitkräften und den Grenztruppen an farbigen Biesen angezeigt. Die Landstreitkräfte waren seit 1961 einheitlich weiß paspeliert. Zuvor waren auch hier die Biesen in Waffenfarbe.

Die Waffenfarben wurden ursprünglich auch auf den Kragenspiegeln gezeigt. Später gab es nur noch Kragenspiegelvarianten für die Landstreitkräfte, die Luftstreitkräfte/Luftverteidigung, die Fallschirmjäger und die Grenztruppen.

Die Kragenspiegel zeigten bei allen Einheiten der Landstreitkräfte zwei schmale bei Mannschaften bzw. breite Balkentressen bei Offizieren, aus Gespinst, später bei Offizieren auch aus Metall, die gegebenenfalls mit der jeweiligen Waffenfarbe ausgefüllt waren. Bis 1981 waren auch an den Ärmelaufschlägen jeweils zwei ähnlich gestaltete Ärmelpatten angebracht.

Die Kragenspiegel der LSK/LV sowie der Fallschirmjäger waren anders gestaltet. Erstere wiesen bei den Mannschaften eine einfache Schwinge auf blauem Tuch auf, bei den Offizieren war dieses Tuch mit einer silbernen Tresse umgeben und die Schwinge mit einem halben bzw. ganzen bei Stabsoffizieren offenen Eichenlaubkranz umgeben, bei den Fallschirmjägern war das Tuch orangerot. Abgebildet war eine Schwinge an einem geöffneten Fallschirm. Bei Fähnrichen und Offizieren war der Kragenspiegel mit einer silbernen Tresse umrankt.

Die Waffenfarben der einzelnen Waffengattungen waren:

  • Blau: Volksmarine
  • Dunkelgrün: Rückwärtige Dienste (Nachschub)
  • Gelb: Nachrichten
  • Grau: Luftverteidigung
  • Grün: Grenztruppen (inklusive Grenzbrigade Küste)
  • Hellblau: Luftstreitkräfte
  • Orange: Fallschirmjäger
  • Rosa: Panzer
  • Schwarz: Pioniertechn. Truppen, (Militärtransportwesen, technische Einheiten, Chemische Dienste)
  • Violett: Zivilverteidigung
  • Weiß: Motorisierte Schützen
  • Ziegelrot: Artillerie (Raketentruppen/Artillerie, Raketen- und Waffentechnischer Dienst, Truppenluftabwehr)

Die Seestreitkräfte, ab 1960 mit dem Namen Volksmarine, verwendeten seit ihrer Gründung Uniformen, die an die der ehemaligen deutschen Kriegsmarine angelehnt waren, nämlich aus dunkelblauem Tuch mit goldener Doppelknopfreihe, ohne Kragenspiegel, die Waffenfarbe war ebenfalls dunkelblau. Eine Ausnahme bildeten die Marineflieger, denn diese hatten hellblaue Kragenspiegel und hellblau paspelierte Schulterstücke auf dem dunkelblauen Marineuniformrock.

Die Grenztruppen trugen seit der Zeit ihrer Zugehörigkeit zur NVA Uniformen, die denen der NVA entsprachen. Der Mützenbund und die Biesen der Uniform waren entsprechend der Waffenfarbe grün gehalten. Entsprechend gestalteten sich Biesen und Mützenbund der Angehörigen der Luftstreitkräfte in blau.

Es gab auch einzigartige Kombinationen aus Uniformteilen, so zum Beispiel bei den Fliegern der Grenzbrigade Küste. Diese hatten auf den herkömmlichen Marineuniformen hellgrüne Kragenspiegel mit den Insignien der Luftstreitkräfte.

Die Angehörigen des Ministeriums für Staatssicherheit, vor allem des Wachregiments, trugen der NVA entsprechende Uniformen. Die Waffenfarbe war bordeauxrot.

Quelle Wikipedia

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