In der Frauen- und Familienpolitik der DDR bildete eine auf Frauen ausgerichtete Vereinbarkeit von Familie und Beruf einen Schwerpunkt, und für die Frauen in der DDR war die eigene Berufstätigkeit der Normalfall. Gründe für die Frauenarbeit waren zum einen wirtschaftlich und zum anderen sozial begründet. Für den Wiederaufbau der Städte und der Wirtschaft waren die Frauen für die DDR der Anfangsjahre unentbehrlich, da viele Männer im Krieg gestorben waren. Die Emanzipation und Gleichstellung der Frau wurde ideologisch stark gefördert. Darin unterschied sich die DDR deutlich von der alten Bundesrepublik. Die Frau wurde nicht nur als Arbeitskraft verstanden, sondern erhielt auch erheblich mehr Rechte gegenüber Männern als in Westdeutschland. So wurde dem Mann in der Bundesrepublik Deutschland bis in die späten 1970er Jahre in Erziehungsfragen das alleinige Entscheidungsrecht in der Familie gesetzlich zugesprochen, und die Frau hatte das Recht auf Berufstätigkeit nur, wenn sie ihre häuslichen Pflichten nicht vernachlässigte.
In der DDR wurde mit dem Gesetz über die Rechte der Frau bereits 1950 ein emanzipatorischer Weg beschritten. 1947 wurde der Demokratische Frauenbund Deutschlands gegründet, der sich in der DDR zu einer bedeutenden Organisation entwickelte und auch Delegierte in die Volkskammer entsandte. Der Demokratische Frauenbund Westdeutschlands (DFW) organisierte 1950 einen Friedenskongress in München, auf dem 1000 Frauen die Ächtung der Atomwaffen wie die Begrenzung sämtlicher Waffen forderten.
Der DFW war friedenspolitisch sehr aktiv. Er wurde in Westdeutschland bald als "Marionette der DDR" rezipiert. Seine Arbeit wurde vom Verfassungsschutz beobachtet, mit Versammlungsverboten und anderen juristischen Maßnahmen behindert und 1957 komplett verboten.
Um Beruf und Kindererziehung leichter und besser vereinbar zu machen, wurde das Kinderkrippen- und Kindergartennetz massiv ausgebaut. Während des Schwangerschaftsurlaubs wurde das volle Gehalt weitergezahlt und der berufliche Wiedereinstieg der Frau abgesichert.
So gelang es der SED, bis 1989 rund 92 % der Frauen in den Arbeitsprozess einzugliedern. Die Frauen in der DDR standen vor der Notwendigkeit, die beiden Lebensbereiche Beruf und Familie miteinander in Einklang zu bringen. Die sogenannte "Gleichstellungspolitik" der DDR hatte Einfluss auf diese einzelnen Lebensbereiche der ostdeutschen Frauen. Sie waren einerseits stolz auf ihre nicht nur häuslich erreichten Leistungen.
Andererseits waren sie durch die Doppelbelastung auch stark gefordert und teilweise überfordert bzw. überlastet. Die "zweite Schicht", die Betreuung der Kinder und die Arbeiten im Haushalt, nahm durchschnittlich 50 Stunden pro Woche in Anspruch und dauerte damit länger als die "erste Schicht", die Berufsarbeit. Dies ergab eine Befragung des Leipziger Institutes für Bedarfsforschung im Jahre 1965. Ende der 1970er Jahre dauerte die "zweite Schicht" noch 47 Stunden.
Die Gleichstellung der Frau wurde nicht in allen Berufsfeldern erreicht. So blieben Führungspositionen in Wirtschaft und Politik in der Regel Männern vorbehalten. Im Politbüro der SED war in den gesamten 40 Jahren keine einzige Frau vertreten. Unter den entscheidungsbefugten Funktionären in den Bezirksleitungen der SED waren 1984 nur 4 % Frauen.
Werte wie Recht auf ein umfassendes Netz an Kindergärten und -Krippen, vollbezahlten Schwangerschaftsurlaub, Recht auf Gleichstellung in Beruf und Bezahlung usw. waren bereits in der Verfassung der Sowjetunion fest verankert. Interessanterweise widersprach diese Frauenpolitik den Ansichten von Karl Marx (1818–1883), der die Werktätigkeit von Frauen als kapitalistischen Ausbeutungsprozess gesehen hatte.
Quelle Wikipedia