Das war die DDR

Chronik 1961-1970 - Zwischen Mauerbau und Entspannungspolitik

1961 1962 1963 1964 1965 1966 1967 1968 1969 1970
1961
15. JuniWalter Ulbricht erklärt auf einer Pressekonferenz: "Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten!" Im Juli 1961 hat die Zahl der Flüchtlinge aus der DDR und Ost-Berlin mit 30.415 Menschen den höchsten Stand seit Juni 1953 erreicht.
16. JuniDie DDR-Staatssicherheit entführt den ehemaligen SED-Funktionär und nach seiner Flucht nach West-Berlin als Redakteur der westdeutschen Gewerkschaftszeitung "Metall" tätigen Heinz Brandt aus West-Berlin.
13. AugustAuf Weisung von Ulbricht, wird unter Zustimmung der Sowjetunion und unter der Koordination von Erich Honecker die DDR-Grenze zu West-Berlin geschlossen und die Berliner Mauer errichtet.
22. AugustDie "Anwendung der Waffe" gegen Flüchtlinge wird befohlen.
24. AugustDer 24-jährige Günter Litfin wird in der Nähe des Bahnhofs Friedrichstraße von Transportpolizisten bei einem Fluchtversuch erschossen. Er ist damit der erste von 270 Menschen, die nach offizieller Zählung der Berliner Staatsanwaltschaft an der innerdeutschen Grenze und der Berliner Mauer starben.
7. SeptemberOst-Berlin wird zum 15. Bezirk der DDR erklärt.
15. SeptemberDie Deutsche Grenzpolizei(DGP) wird in Grenztruppen der DDR umbenannt und dem Ministerium für Nationale Verteidigung unterstellt.
20. SeptemberDie Volkskammer beschließt das "Gesetz zur Verteidigung der DDR".
3. OktoberIn der DDR werden während der "Aktion Festigung" bzw. "Aktion Kornblume" 3175 Menschen aus dem Sperrgebiet zwangsausgesiedelt.
13. NovemberNach dem XXII. Parteitag der KPdSU (17.–31. Oktober) beginnt die zweite Entstalinisierungswelle. In deren Zug wird das ostdeutsche "Stalinstadt" in "Eisenhüttenstadt" und die Ost-Berliner "Stalinallee" in "Karl-Marx-Allee" umbenannt.
1962
24. JanuarDie Volkskammer beschließt die Einführung der allgemeinen Wehrpflicht in der DDR und Ost-Berlin.
10. MaiHeinz Brandt wird zu 13 Jahren Zuchthaus verurteilt.
23. MaiWest-Berliner Polizisten beschießen ostdeutsche Grenzsoldaten, um einen beim Durchschwimmen der Spree von Schüssen der Grenzer schwer verletzten Flüchtling, einen 15-jährigen Jungen, zu bergen. Dabei wird der Gefreite Peter Göring getötet, er wird postum zum Unteroffizier der DDR-Grenztruppen befördert.
17. AugustDer 18-jährige Ost-Berliner Peter Fechter wird bei einem Fluchtversuch an der Berliner Mauer angeschossen und verblutet im Todesstreifen. Rund 50 Minuten lassen die DDR-Grenzposten den schwer verletzten, schreienden Mann liegen. Im Westen kommt es zu Protestdemonstrationen. An der Mauer schießt Westberliner Polizei mit Tränengas in Richtung Osten, nachdem DDR-Grenzpolizisten eine Protestkundgebung auf West-Berliner Seite mit Tränengas beschossen hatten.
6. SeptemberDer Komponist Hanns Eisler stirbt im Alter von 64 Jahren.
14. DezemberDie Handelsorganisation "Intershop" wird gegründet. Sie darf nur von Ausländern mit konvertierbaren Währungen genutzt werden.
1963
24./25. JuniDie Wirtschaftskonferenz des ZK der SED beschließt mit dem Neuen ökonomischen System der Planung und Leitung der Volkswirtschaft (NÖSPL) eine Wirtschaftsreform.
22. OktoberDie Mitgliedsstaaten des "Rates für gegenseitige Wirtschaftshilfe"(RGW) schließen ein Abkommen über die Einführung des Transferrubels als Verrechnungseinheit und die Gründung der Internationalen Bank für Wirtschaftliche Zusammenarbeit in Moskau.
14. NovemberWalter Ulbricht wird als Staatsratsvorsitzender und Otto Grotewohl als Vorsitzender des Ministerrates wiedergewählt. Margot Honecker geborene Feist, Ehefrau von Erich Honecker, wird Ministerin für Volksbildung.
17. DezemberEin erstes Passierscheinabkommen zwischen der Regierung der DDR und dem Senat von West-Berlin kommt zustande.
1964
11. JanuarDie letzte gesamtdeutsche Olympia-Mannschaft wird nominiert.
13. MärzDer Chemieprofessor an der Ost-Berliner Humboldt-Universität Robert Havemann wird wegen regimekritischer Äußerungen amtsenthoben. Der Kommunist und Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus hatte die dogmatische Verhärtung von Ideologie und Politik in der DDR kritisiert.
24. April - 25. MaiAuf der zweiten Bitterfelder Konferenz für sozialistische Nationalkultur in der DDR rückt die DDR-Führung von dem Programm der ersten Bitterfelder Konferenz von 1959, dem so genannten "Bitterfelder Weg", ab.
16. - 18. MaiDas letzte Deutschlandtreffen der Jugend findet in Ost-Berlin mit mehr als einer halben Million Teilnehmer aus beiden deutschen Staaten statt.
12. JuniDie Sowjetunion garantiert in einem Freundschafts- und Beistandsabkommen die Unantastbarkeit der Staatsgrenzen der DDR.
1. SeptemberDie Volkskammer bestätigt die Straffreiheit für DDR-Flüchtlinge, die vor dem 13. August 1961 (dem Tag des Baus der Berliner Mauer) die DDR verlassen haben.
7. SeptemberDer Wehrdienst als Bausoldat ohne Waffe in der Nationalen Volksarmee (NVA) wird eingeführt.
9. SeptemberDer Ministerrat entscheidet, dass Bürgern im Rentenalter einmal pro Jahr eine Reise zu Verwandtenbesuchen in die Bundesrepublik oder nach West-Berlin gewährt werden darf. Nach dem Berliner Mauerbau waren Besuchsreisen in den Westen im Allgemeinen nicht mehr möglich.
21. SeptemberOtto Grotewohl, der Vorsitzende des Ministerrates der DDR, stirbt im Alter von 70 Jahren.
24. SeptemberWilli Stoph wird neuer Vorsitzender des Ministerrates und stellvertretender Vorsitzender des Staatsrates der DDR.
1. OktoberIn der DDR werden Postleitzahlen eingeführt.
6. OktoberEine Amnestie wird erlassen. Etwa 10.000 kriminelle und politische Häftlinge werden auf freien Fuß gesetzt. Unter ihnen sind Wolfgang Harich, Georg Dertinger und Heinz Brandt.
14. OktoberIn der Sowjetunion wird Nikita Chruschtschow gestürzt. Sein Nachfolger wird Leonid Breschnew.
2. NovemberNach Inkrafttreten einer Passierscheinregelung besuchen die ersten Rentner aus der DDR wieder ihre Verwandten in West-Berlin und der Bundesrepublik Deutschland.
1965
24. FebruarDer erste Staatsbesuch Walter Ulbrichts außerhalb der Mitgliedsstaaten des Warschauer Pakts führt nach Ägypten unter Gamal Abdel Nasser. Als Reaktion darauf stellt die Bundesrepublik Deutschland ab dem 7. März die Wirtschaftshilfe für Ägypten ein und nimmt diplomatische Beziehungen mit Israel auf.
8. OktoberDas Internationale Olympische Komitee(IOC) lässt zu den Olympischen Spielen 1968 erstmals zwei getrennte deutsche Mannschaften zu und erkennt das Nationale Olympische Komitee (NOK) der DDR an.
3. DezemberErich Apel, Kandidat des Politbüros und Vorsitzender der Staatlichen Plankommission, begeht wegen eines die DDR benachteiligenden Handelsvertrages mit der UdSSR Selbstmord. Alfred Neumann unterzeichnet den Vertrag. Gerhard Schürer wird Apels Nachfolger.
15. - 18. DezemberDas 11. Plenum des ZK der SED beschließt die zweite Etappe des "Neuen ökonomischen Systems des Planung und Leitung"(NÖSPL) und übt rigorose Kritik an unbotmäßigen Schriftstellern und Künstlern ("Kahlschlagsplenum").
1966
12. JanuarDer Minister für Kultur, Hans Bentzien, wird wegen eines "ernsten Fehlers" abberufen. Sein Nachfolger wird Klaus Gysi.
1. AprilJeder zweite Sonnabend ist ab dem Datum arbeitsfrei.
23. AprilObwohl ihre Mitglieder sich mit einer Stimme Mehrheit dagegen aussprechen, wird Robert Havemann am 1. April aus der Akademie der Wissenschaften der DDR ausgeschlossen.
9. MaiIn Rheinsberg wird das erste Kernkraftwerk in der DDR in Betrieb genommen.
1967
20. FebruarDie Volkskammer verabschiedet das Gesetz über die Staatsbürgerschaft der DDR, das die bisherige deutsche Staatsbürgerschaft ablöst. Ost-Berlin ist in diese Regelung einbezogen.
12. AprilDer Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland Kurt Georg Kiesinger sucht den Kontakt zur DDR und plädiert für ein geregeltes Nebeneinander und engere wirtschaftliche Verbindungen.
17. - 22. AprilAuf dem 7. Parteitag der SED wird die Einführung der 5-Tage-Arbeitswoche beschlossen - verbunden mit der Streichung von fünf Feiertagen. Dies betrifft Ostermontag, den Tag der Befreiung, Christi Himmelfahrt, den Reformationstag sowie den Buß- und Bettag.
1. JuliDie MfS-Mobilmachungsdirektive 1/67 wird erlassen, die unter anderem die Planung von Isolierungslagern für Regimegegner vorsieht.
6. JuliEs kommt zum Eisenbahnunfall von Langenweddingen. Mit 94 Todesopfern gilt dieser Unfall als schwerster der DDR, eines der schwersten in der Geschichte der deutschen Eisenbahn sowie als einer der folgenschwersten Gefahrgutunfälle in Deutschland überhaupt.
12. JuliIn Berlin stirbt der Maler Otto Nagel im Alter von 73 Jahren. Er war Gründungsmitglied und 1956–1962 Präsident der Deutschen Akademie der Künste in Ost-Berlin.
1. - 18. AugustDie DDR markiert einseitig die gesamte innerdeutsche Grenze und errichtet erste Metallgitterzäune.
18. AugustMit der Verurteilung von 37 "Fluchthelfern" beginnt eine ganze Welle von gleichartigen Prozessen.
28. AugustDie 5-Tage-Arbeitswoche wird eingeführt.
12. DezemberDie Währung der DDR wird von "Mark der Deutschen Notenbank"(MDN) in "Mark der Deutschen Demokratischen Republik"(M) umbenannt.
1968
12. JanuarDie Volkskammer verabschiedet ein neues Strafgesetzbuch. Danach werden politische Delikte härter bestraft. Nach § 213 gilt ein ungesetzlicher Grenzübertritt als Verbrechen und wird mit bis zu acht Jahren Haft bestraft.
6. AprilDie neue Verfassung der DDR wird durch Volksentscheid angenommen und tritt am 8. April in Kraft. Sie bestimmt die DDR als "sozialistischen Staat deutscher Nation" und schreibt die führende Rolle der SED fest.
11. JuliEs kommt zum Chemieunfall in Bitterfeld. Er war einer der folgenschwersten Industrieunfälle in der DDR. Nach einer Vinylchlorid-Explosion im Elektrochemischen Kombinat Bitterfeld fanden 42 Menschen den Tod, über 270 wurden verletzt.
20./21. AugustEinheiten der Nationalen Volksarmee (NVA) beteiligen sich nicht am Einmarsch von Truppen von Mitgliedsstaaten des Warschauer Pakts in die Tschechoslowakei und an der Niederschlagung des Prager Frühlings. Die DDR-Führung täuschte die DDR-Bevölkerung absichtlich, indem sie Reportagen vom Einsatz der NVA-Truppen in der Tschechoslowakei verbreiten ließ.
1969
17. MärzEs ergeht der "Budapester Appell" der Staats- und Regierungschefs der Staaten des Warschauer Pakts. Dabei wird eine Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa vorgeschlagen.
3. AprilDer Staatsrat der DDR beschließt die Weiterführung der 3. Hochschulreform.
8. MaiKambodscha nimmt als erstes Land außerhalb des sowjetischen Systems volle diplomatische Beziehungen zur DDR auf. Es folgen der Irak und weitere Staaten der Dritten Welt.
10. JuniDie bisher der Evangelische Kirche in Deutschland(EKD) angehörenden Landeskirchen der DDR schließen sich zum Bund der Evangelischen Kirchen in der DDR (BEK) zusammen.
29. SeptemberDie DDR unterzeichnet den Atomwaffensperrvertrag. Der Atomwaffensperrvertrag ist ein internationaler Vertrag, der das Verbot der Verbreitung und die Verpflichtung zur Abrüstung von Kernwaffen sowie das Recht auf die "friedliche Nutzung" der Kernenergie zum Gegenstand hat.
3. OktoberDas 2. Fernsehprogramm der DDR beginnt mit seinen Sendungen. Einige Tage später folgen die ersten Farbsendungen auf der Basis des französisch-sowjetischen SECAM-Systems.
7. OktoberAm Rande der Feierlichkeiten zum 20. Jahrestag der DDR führt das Gerücht, auf dem Dach des Axel-Springer-Hochhauses unweit der Berliner Mauer würden "The Rolling Stones spielen", zu schweren Jugendkrawallen.
17. DezemberDie DDR unterbreitet Vorschläge zur Normalisierung der Beziehungen mit der Bundesrepublik auf der Grundlage der "friedlichen Koexistenz". Staatsratsvorsitzender Walter Ulbricht schlägt am 18. Dezember in einem Brief an Bundespräsident Gustav Heinemann die Aufnahme gleichberechtigter Beziehungen zwischen der DDR und der Bundesrepublik vor. Der Bundespräsident teilt in einem Antwortschreiben mit, dass er den Brief zuständigkeitshalber an die Bundesregierung weitergeleitet habe.
1970
19. MärzDer Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland Willy Brandt trifft sich in Erfurt mit dem Ministerpräsidenten der DDR Willi Stoph. Am Rande des Treffens bekundet die DDR-Bevölkerung ihre Sympathie für Willy Brandt.
26. MärzDie Botschafter der USA, der UdSSR, Großbritanniens und Frankreichs beginnen mit Verhandlungen zu einem Viermächteabkommen über Berlin.
21. MaiDas zweite Treffen der deutschen Regierungschefs Willy Brandt und Willi Stoph in Kassel findet statt.
12. NovemberDas Abkommen über Warenaustausch und Zahlungen zwischen der DDR und der UdSSR für die Jahre 1971–1975 wird in Ost-Berlin unterzeichnet.
27. NovemberEin Meinungsaustausch zwischen dem Staatssekretär im Bundeskanzleramt, Egon Bahr, und dem Staatssekretär beim Ministerrat der DDR, Michael Kohl beginnt.
9. - 11. DezemberAuf der 14. Tagung des ZK der SED werden Modifikationen der ökonomischen Strategie beschlossen.

Quelle Wikipedia

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