Volksmarine | |
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Aktiv | 1. März 1956 bis 2. Oktober 1990 |
Staat | DDR |
Streitkräfte | Nationale Volksarmee |
Typ | Teilstreitkraft (Marine) |
Stärke | 14.250 |
Kommando Volksmarine | Rostock-Gehlsdorf |
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges begann die Sowjetunion frühzeitig, die Aufrüstung in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) und späteren DDR voranzutreiben. Bereits ab 1950 wurde mit Unterstützung sowjetischer Offiziere die "Hauptverwaltung Seepolizei" aufgebaut, die am 1. Juli 1952 in "Volkspolizei See" (VP-See) umbenannt wurde.
Zu diesem Zeitpunkt wurde aus Teilen der bisherigen Seepolizei eine neue "Grenzpolizei See", die die innerdeutsche Grenze zu sichern hatte, als Teil der seit 1946 bestehenden Deutschen Grenzpolizei ausgegliedert. Sie erhielt von der Seepolizei acht Wachboote und einen Teil des Personals.
Die Führungsorganisation der Seepolizei wurde zunächst beibehalten, jedoch wurden die Bezeichnungen geändert. Die Hauptverwaltung Seepolizei (HVS) wurde in Stab der Volkspolizei-See umbenannt, an deren Spitze der Chef der VP-See stand. Er war zugleich Stellvertreter des Ministers des Innern. Nach dem Arbeiteraufstand am 17. Juni 1953 wurde die Kasernierte Volkspolizei umstrukturiert. An ihre Spitze trat ein Chef der KVP, zunächst Generalleutnant Heinz Hoffmann. Der Chef VP-See, Vizeadmiral Waldemar Verner, verlor seine Position als Stellvertreter des Ministers und der Stab der VP-See wurde im Juli 1953 von Berlin zunächst nach Stralsund-Parow, ein Jahr später nach Rostock verlegt.
Nach dem Beitritt der DDR zum Warschauer Pakt 1955 wurde die Überführung der VP-See in die neuen Seestreitkräfte der DDR vorbereitet und am 1. März 1956 vollzogen.
Bei der Aufstellung der Nationalen Volksarmee (NVA) wurde am 1. März 1956 aus der VP-See die "Verwaltung Seestreitkräfte der NVA" mit zu diesem Zeitpunkt bereits knapp 10.000 Mann in die neuen Seestreitkräfte überführt. Auf Beschluss des Nationalen Verteidigungsrats der DDR vom 19. Oktober 1960 wurde den Seestreitkräften der NVA am 3. November 1960 im Rahmen einer großen Flottenparade der Name Volksmarine verliehen. Mit dieser Benennung sollte an den Kieler Matrosenaufstand 1918 und die während der Novemberrevolution gebildete Volksmarinedivision erinnert werden, deren revolutionäre Tradition die DDR für sich beanspruchte.
In den folgenden Jahren erhielt die Volksmarine eine größere Anzahl neuer Schiffe, die zum größten Teil auf Werften der DDR gebaut worden waren, vor allem auf der Peene-Werft. Lediglich einige Kampfeinheiten, die sogenannten Küstenschutzschiffe und ein Teil der Schnellboote, stammten aus der Sowjetunion, und einige Hilfsschiffe wurden in Polen gekauft. Hinzu kamen Hubschrauber sowjetischen Typs. Die Hauptbewaffnung der Schiffe, vor allem Flugkörper und Geschütze, stammte aus der Sowjetunion.
Nach dem Mauerbau am 13. August 1961 wurde die 6. Grenzbrigade Küste (GBK) der Grenzbrigaden der Deutschen Grenzpolizei zum 15. September 1961 dem Kommando Grenze der Nationalen Volksarmee im Ministerium für Nationale Verteidigung unterstellt. Die organisatorische Unterstellung unter das Kommando der Volksmarine erfolgte am 1. November 1961.
Im Vorfeld der Kubakrise beobachtete die Volksmarine ab Juni 1962 ungewöhnliche Aktivitäten sowjetischer Kriegs- und Handelsschiffe und setzte die durch die sowjetische Regierung nicht informierte DDR-Führung in Kenntnis. Dabei klärten die im Vorpostendienst eingesetzten Boote erstmals anstelle von NATO-Einheiten die eigenen Verbündeten und deren Operation Anadyr auf. Am 23. Oktober 1962 wurde für den Warschauer Pakt Alarm ausgelöst, der für die Volksmarine bis zum 21. November bestehen blieb, obwohl bereits am 28. Oktober der Abzug der sowjetischen Raketen aus Kuba begonnen hatte.
1965 wurde die Volksmarine umgegliedert. Alle Stoßkräfte (die Schnellbootverbände) wurden in der 6. Flottille auf der Halbinsel Bug bei Dranske auf Rügen zusammengefasst. In den 1970er-Jahren war die Volksmarine auf etwa 18.000 Soldaten angewachsen. In den 1980er-Jahren wurden Teile des Schiffsbestandes erneuert und ein Marinefliegergeschwader (MFG 28), das mit Jagdbombern sowjetischen Typs ausgerüstet war, aufgestellt. Das Marinefliegergeschwader blieb zunächst Bestandteil der Luftstreitkräfte/Luftverteidigung der NVA, es sollte lediglich operativ der Volksmarine unterstellt werden. Im Frühjahr 1990 erfolgte die Uniformierung als Marinetruppenteil und die Einführung von Marinedienstgraden beim Marinefliegergeschwader.
1986 bis 1988 kam es kurzzeitig zur Konfrontation zwischen Einheiten der Volksmarine der DDR und polnischen Seestreitkräften in einem umstrittenen Grenzgebiet in der Oderbucht, letztere wurden abgedrängt. Im Vertrag über die Abgrenzung der Seegebiete in der Oderbucht vom 22. Mai 1989, der ersten Grenzberichtigung seit 1949, wurde eine Einigung erzielt, bei der etwa zwei Drittel des strittigen Seegebiets der DDR zugesprochen wurden. Der Grenzverlauf wurde im Deutsch-Polnischen Grenzvertrag vom 14. November 1990 bestätigt.
Am 2. Oktober 1990 wurde die Volksmarine wie auch alle anderen Streitkräfte der NVA aufgelöst. Ein begrenzter Betrieb wurde vorübergehend mit kleineren Einheiten weitergeführt, die im Marinekommando Rostock zusammengefasst waren. Ein Teil der Soldaten wurde in die Bundesmarine (ab 1995: Deutsche Marine), Teile der 6. GBK vom Bundesgrenzschutz übernommen. Der Großteil der Ausrüstung, Schiffe, darunter 39 Einheiten an Indonesien, und Boote wurde verschrottet oder verkauft.
Die Volksmarine war als Teil der Vereinigten Ostseeflotten in die Organisation des Warschauer Paktes eingebunden. Ihr Operationsgebiet waren die Ostsee und die Ostseeausgänge. Sie hatte den Auftrag, den Seeweg über die Ostsee für sowjetische Verstärkungen freizuhalten und sich an offensiven Operationen gegen die Küsten gegnerischer Staaten in der Ostsee zu beteiligen. Dafür standen ihr Seestreitkräfte wie U-Jagdschiffe, Schnellboote, Minensucher und Landungsschiffe zur Verfügung. Die Führung der Volksmarine erfolgte aus dem Täglichen Gefechtsstand (TGS) in Rostock Gehlsdorf. Für die Führung im Kriegsfall wurde der Hauptgefechtsstand Tessin in Bereitschaft vorgehalten.
Der Routinedienst der Volksmarine war von ständiger hoher Bereitschaft gekennzeichnet. Hinzu kam die umfangreiche Aufklärungstätigkeit gegenüber den NATO-Marinen in der Ostsee. Für diesen Vorpostendienst waren ständig Fahrzeuge, meist Minensuchboote, in See. Besondere Aufklärungsschiffe dienten der elektronischen Überwachung und Aufklärung anderer Seestreitkräfte.
Eine besondere Rolle kam der 6. Grenzbrigade-Küste (6. GBK) bei der Verhinderung von Fluchten aus der DDR zu. Die 6. GBK war dem Kommando der Volksmarine seit dem 1. November 1961 organisatorisch unterstellt und verfügte über eine größere Zahl von Patrouillenbooten und eine Beobachtungsorganisation an Land. Die GBK gehörte organisatorisch nicht zu den Grenztruppen der DDR, die ihrerseits Bootsverbände auf der Elbe unterhielten. Die Dienstgrade der 6. GBK entsprachen denen der Volksmarine, die Uniformen unterschieden sich durch eine grüne Paspellierung der Schulterstücke und anstatt "Volksmarine" durch die Aufschrift "Grenzbrigade Küste" auf dem Mützenband.
Die Grundgliederung in drei Flottillen hatte über die meiste Zeit des Bestehens der Volksmarine Gültigkeit. In den Anfangsjahren gab es außerdem folgende weitere Flottillen:
Nach deren Auflösung gliederte sich die Volksmarine wie folgt:
Außerdem gab es ein Marinehubschraubergeschwader (MHG-18) in Parow, ein Marinefliegergeschwader (MFG-28), ein Marine-Pionierbataillon (MPiB-18), ein Kampfschwimmerkommando (KSK-18), ein Küstenraketenregiment (KRR-18), ein Küstenverteidigungsregiment (KVR-18, vormals Mot.-Schützenregiment-28) (ab 1988), ein Marineversorgungslager (VL-18), ein zentrales Munitionslager (ML-18), eine Wartungskompanie (WK-18), den Seehydrographischen Dienst der DDR (SHD) und weitere Ausbildungs-, Erprobungs- und Sondereinrichtungen. Für die Führung der Volksmarine im Kriegsfall war der Hauptgefechtsstand Tessin vorbereitet.
Mit der Bildung der Seestreitkräfte Anfang des Jahres 1956 war die Bezeichnung noch "Chef der Seestreitkräfte". Mit der Umbenennung der Seestreitkräfte in Volksmarine wurde am 3. November 1960 der Titel in "Chef der Volksmarine" umbenannt. Ab dem 1. Dezember 1972 war der Chef der Volksmarine auch gleichzeitig Stellvertreter des Ministers für Nationale Verteidigung und sein Titel "Stellvertreter des Ministers und Chef der Volksmarine". Ab dem 11. Dezember 1989 war die Bezeichnung wieder nur "Chef der Volksmarine" und blieb es bis zur Auflösung der Volksmarine.
Im Frieden wurde die Volksmarine aus dem Kommando Volksmarine in Rostock-Gehlsdorf geführt. Für den Kriegsfall war der verbunkerte Hauptgefechtsstand Tessin bei Rostock vorbereitet.
Chef der Volksmarine | ||
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Von - Bis | Titel | Name |
1. März 1956 – 31. Dezember 1956 | Konteradmiral | Felix Scheffler |
1. Januar 1957 – 31. Juli 1959 | Vizeadmiral | Waldemar Verner |
1. August 1959 – 31. Juli 1961 | Konteradmiral | Wilhelm Ehm |
1. August 1961 – 24. Februar 1963 | Konteradmiral | Heinz Neukirchen |
25. Februar 1963 – 30. November 1987 | Admiral | Wilhelm Ehm |
1. Dezember 1987 – 17. November 1989 | Vizeadmiral | Theodor Hoffmann |
11. Dezember 1989 – 2. Oktober 1990 | Vizeadmiral | Hendrik Born |
An Schiffstypen und Flugzeugen waren vorhanden:
Im Laufe der Zeit kam es immer wieder zu illegalen Fluchtversuchen von VM-Angehörigen. Zum Teil mit Hilfe der eigenen schwimmenden Einheit, die in den Westen durchbrechen sollte. Bekannt wurden unter anderem folgende Fälle:
Quelle Wikipedia